Es ist endlich soweit, am heutigen Abend stand Motor City wieder Kopf. Die Playoffs gehen in die nächste Runde, das Halbfinale der Western Conference steht an. Zu Gast in der Joe Louis Arena ist niemand geringeres als die Calgary Flames. Wer diesen Namen hört, verbindet nicht nur Freude mit dem Gegner. Haben sie doch im Vorjahr fast für das Ausscheiden gesorgt.. Denkbar knapp konnten sich die Red Wings in Spiel 7 durchsetzen, damals sorgte Brendan Smith 45 Sekunden vor der Schlusssirene für die Entscheidung. Der Jubel kannte keine Grenzen, der Grundstein für den Stanley Cup Sieg war gelegt. Heute, knapp ein Jahr später, ist man natürlich gewillt sich wieder durchzusetzen. Die Calgary Flames haben eine denkwürdige Serie hinter sich. Mit 5:4 n.V., 4:2, 1:2 n.V., 2:0, 2:3 n.V. und 2:1 n.V. gingen vier der sechs Spiele gegen die Anaheim Ducks in die Verlängerung. Das entscheidende Spiel sogar in die zweite. Ob eine solche harte Serie in den Beinen die Aufgabe leichter macht, darf zumindest bezweifelt werden. Im Lineup der Gastgeber hat sich nichts geändert. Mit Nyquist und Eriksson fallen zwei Spieler noch für drei bzw. vier Spiele aus. Mit einer Rückkehr ist in dieser Serie also zu rechnen.
Das Spiel begann, wie man es sich durchaus vorstellen konnte. Die Flames kamen sehr druckvoll aus der Kabine und wollten dem Heimteam sofort zeigen, wie die Serie zu laufen hat. Ideen waren schon zu Beginn Mangelware und so war es wenig überraschend, dass die Flames ihre zweite Möglichkeit nutzen konnten. Milan Lucic wurde von seinen Mitspielern in der Offensive nur wenig unterstützt, als er einen freistehenden Mitspieler vor das Tor ziehen sah, spielte er einen scharfen Pass in den Lauf. Dieser wurde allerdings unhaltbar von Kelle, Schlittschuh oder dem Eis touchiert, dass Howard das Nachsehen hatte und die Scheibe seelenruhig neben dem linken Pfosten ins Tor rutschte. Wer geglaubt hat, dass dies der Beginn einer Aufholjagd sein sollte, würde sich irren. Die Flames spielten weiter agil nach vorne und setzen die Defensive ein ums andere mal so sehr unter Druck, dass nur ein weiter Befreiungsschlag helfen konnte. Als Marian Gaborik auf Seiten der Gastgeber auch noch eine mehr als fragwürdige Strafe zugesprochen wurde, machte es die Sache nicht einfacher. Mit einer Quote von über 45% aus der ersten Runde galt das Überzahlspiel der Gäste selbstverständlich als gefährlich. Da aber weder in diesem Überzahlspiel, noch in einem weiteren kurz vor der Pause, als Henrik Zetterberg auf der Bank saß, nennenswerte Chancen heraus sprangen, ging es lediglich mit einem 0:1 Rückstand in die erste Pause. Kurz nach Wiederbeginn durfte sich dann das beste Powerplay aus der Vorrunde messen. Larsson saß wegen Übertriebener Härte, als er Gaborik vor dem Tor wegräumte. Wie aber so oft gegen Calgary, standen sich die eigenen Mitspieler auf den Füßen und die Pässe kamen ungenau. Schüsse von Kindl und Gaborik wurden geblockt, Calgary war wieder vollzählig. Kurz darauf sollte es eine erneute Möglichkeit geben, nachdem Horak für zwei Minuten das Eis verlassen musste. Leider checkte Weiss den puckführenden MacDonald so unglücklich, dass dieser sich verletzte und für den Rest des Spiels ausfiel. Natürlich besonders bitter, wenn schon vor dem Spiel vier Spieler verletzt ausfielen. Da auch dieses Powerplay weitestgehend harmlos verlief und den Red Wings herzlich wenig einfiel, konnten die Calgary Flames wieder mit fünf Spieler angreifen. Das Angriffsspiel der Gastgeber wurde drückender, teilweise kam die Mannschaft aus Alberta gar nicht mehr zum Verschnaufen. Als dann vermutlich auch schon alle mit der zweiten Pause gerechnet hatten, sollte die Dramatik dieses Spiels ihren ersten Höhepunkt erreichen. Acht Sekunden vor der Sirene nutzte Wingels einen Pass von Tatar per Direktabnahme zum Ausgleich und nur sechs Sekunden später stellte Halischuk das Ergebnis komplett auf den Kopf und erzielte das 2:1 Nach dem Bullygewinn von Wingels spielte Morris den Torschützen mustergültig an. Dieser tankte sich über die rechte Seite in die Offensive, ließ zwei Spieler stehen und schob verdeckt in die kurze Ecke zur Führung ein. So etwas gibt es wohl auch nur in der Serie zwischen diesen beiden Mannschaften. Die Euphorie sollte allerdings nur von kurzer Dauer sein. Kurz nach Wiederbeginn war es abermals Lucic, der für die Flames traf. Auch dieses mal wurde er in der Offensive gänzlich im Stich gelassen. Mit einer feinen Körperbewegung legte er den Puck an Kindl vorbei und hatte freie Bahn. Mit einem trockenen Handgelenkschuss überwand er Howard in der kurzen Ecke. Ein sehr platzierter Schuss, der nur schwer zu halten war. In der Folge sollte die Klasse der Red Wings immer mehr zum Vorschein kommen. Schön anzusehende Kombinationen prägten die Offensivaktionen. Da der Gegner diese scheinbar exzellent voraussah und das Spiel frühzeitig gelesen hatte, waren gefährliche Torchancen nur schwer zu kreieren. Immer wieder musste vor dem Schuss abgedreht werden, weil ein Gegenspieler sich in den Weg stellte und einen Torschuss verhinderte. Einer kompakten Defensivarbeit war es also zu verdanken, dass es hier noch 2:2 stand. Doch 28 Sekunden vor dem Ende wurde Teil zwei der Dramatik eingeleitet. Kulikov schnappte sich in der neutralen Zone einen Fehlpass, ein langes Zuspiel an die blaue Linie fand mit Williams seinen Abnehmer. Vor den Bullykreisen täuschte er einen Pass nach links zu Wingels an, behielt die Scheibe aber selbst und zog platziert in die kurze Ecke ab. Der Schlussmann im Kasten der Flames war chancenlos und konnte dem Puck nur noch hinterher schauen. Nach den ersten beiden, späten Treffern war nun also der dritte gefallen und wie im entscheidenden Spiel des Vorjahres blieben den Gästen nur wenige Sekunden um zu reagieren. Bis auf eine Chance vom stark spielenden Lucic gab es aber keine Möglichkeit mehr und der Favorit aus Detroit setzt sich nicht unverdient mit 3:2 durch.
GM Hansen: "Wenn wir nicht gewonnen hätten, wäre ich jetzt noch nicht für ein Interview bereit. Wie zu erwarten war, haben uns die Gäste gleich zu Beginn gefordert. Auch wenn sie die Hauptrunde nur auf Platz 5 abgeschlossen haben, sind sie für mich wie schon im Vorjahr ein kleiner Geheimfavorit. Ich würde mit bestem Wissen behaupten, dass sie an guten Tagen jedes Team schlagen können, Coach Deutschle leistet dort wirklich hervorragende Arbeit. Zum Spiel möchte ich nicht viele Worte los werden. Natürlich bin ich glücklich über die zwei späten Tore im zweiten Abschnitt, allerdings darf ein Spiel mit einem solchen Verlauf nicht bis zur letzten Sekunde spannend bleiben. Nach den ersten Spielen habe ich noch kritisiert, dass lediglich die erste Reihe gefährlich auf dem Eis spielt. Seitdem spielen genau diese Spieler ihr eigenes Spiel und finden in der Offensive überhaupt nicht statt. Wenn wir endlich mit vier Reihen agieren können, kriege ich auch nicht nach jedem Spiel graue Haare dazu... Dass sich MacDonald nicht zu dem Lazarett gesellt, ist für mich die beste Nachricht dieses Abends."
Statistiken:
Schüsse: Detroit: 19 Calgary: 16
Checks: Detroit: 11 Calgary: 19
Offensivzeit: Detroit: 7:47 Calgary: 5:57
Powerplay: Detroit: 0/2 Calgary: 0/2
Bullys: Detroit: 14 Calgary: 5
Torfolge:
0:1 M. Lucic (J. Hudler, J. Neal) 04:32 1:1 T. Wingels (T. Tatar, M. Halischuk) 39:52 2:1 M. Halischuk (D. Morris, T. Wingels) 39:58 2:2 M. Lucic (T. Brodie) 41:47 3:2 J. Williams (D. Kulikov) 59:32
Lineup:
J. Howard (A. Stalock)
N. Kronwall, A. MacDonakd D. Kulikov, J. Kindl D. Schlemko, D. Morris
H. Zetterberg, S. Matthias, M. Gaborik J. Williams, T. Wingels, M. Halischuk C. O'Reilly, D. Desharnais, J. Tootoo T. Tatar, J. Andersson, B. Boyes